20 Jahre Verein Spiti-Help

Die Idee zu unserem Verein entstand im Spätsommer 2000 mit dem Dokumentarfilm Tara. Für den Dreh verbrachte wir damals mehr als 6 Wochen im Kloster Jangchen Chöling, im Spiti Tal. Wir drehten mit den Nonnen in ihrem Alltag, beim Bau eines Gewächshauses, beim Englischunterricht. Wir passten auf ihr Kloster auf, damit sie alle gemeinsam den Dalai Lama bei seiner Kalachakra im nahegelegenen Kloster Ky besuchen konnten und halfen ihnen ihr Kloster für einen eventuellen Besuch des Dalai Lama zu schmücken. Daraus entstand ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Padme, Dölma, Chicham, Kelsang und all den anderen Frauen und Mädchen, die sich für das Leben im Kloster entschieden haben.

Spendenaktion 2019

Am 23. Februar 2019 wurde das Kloster Yangchen Choling von einer Lawine schwer beschädigt. Glücklicherweise kamen keine Menschen zu Schaden. Das Dach des neuen  Gebäudes wurde zerstört, die Wohnräume der Nonnen unter dem Schnee begraben. Als im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzte, wurde das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Die Kosten für die Reparaturen und den Wiederaufbau wurden auf ca. 55.000,- EUR geschätzt.

Unsere Spendensammlung über GoFundMe hat unser ursprüngliches Ziel bei weitem übertroffen. Wir konnten dank zahlreicher großzügiger Spender*innen insgesamt 9.750.- EUR sammeln und damit die Reperaturarbeiten unterstützen. Inzwischen sind alle Schäden behoben.

Verein

Der Verein Spiti-Help wurde in der Folge des oben erwähnten Filmprojekts von Wolfgang Rebernik, Michael Verius, Tara Krajanek, Michael Puffinger, Sylvia Naschberger und Christian Esposito ins Leben gerufen. Damit kamen wir dem Wunsch der Nonnen des Klosters Yangchen Chöling nach, die Bevölkerung des Spiti-Tales durch Hilfe bei der medizinischen Versorgung zu unterstützen. 

Ein Schwerpunkt des Vereins ist die Erhaltung der traditionellen Tibetischen Medizin im Spiti-Tal. Zwei Mal im Jahr werden unter Anleitung von Tibetischen Ärzten Kräuter gesammelt und im Winter zu Medizin verarbeitet. Spiti-Help stellt dafür Zutaten zur Verfügung, die außerhalb des Tales besorgt werden müssen. 

In Zusammenarbeit mit dem AZW Innsbruck fuhren 2006 zwei Krankenschwestern mit uns ins Spiti-Tal. Sie unterrichteten die Nonnen in Hygiene und Erste Hilfe.

Weiters wird das Kloster mit zweckbezogenen Geldspenden unterstützt, z.B.: dem Kauf von Brennholz,  Vorräten für den Winter, oder der Anschaffung von Wasserfiltern.

Aktuell geht es um eine stabile, ganzjährige Wasserversorgung. Dafür muss ein Bach gefasst und zum Kloster geleitet werden. Davon profitiert auch das nahegelegene Dorf Pangmo, das dann ebenfalls mit fließendem Wasser versorgt wird. 

Geographie

Lahaul/Spiti

Lahaul/Spiti ist mit 12.210 m2 der größte Bezirk des Indischen Bundesstaats Himachal Pradesh. In den zahlreichen Täler des Distrikts, die von den 5400m - 7000m hohen Bergen des Himalaya umgeben sind, leben ca. 45.000 Menschen (nur knapp 3 Menschen/Km2). Er grenzt im Norden an Ladakh, im Osten an Tibet/China, im Südosten an Kinnour und im Süden an das Kullu Tal.

Spiti, das als "Land in der Mitte übersetzt wird, teilt sich in die Regionen Shan (um Taboo), Pin (Pin Tal), Bhar (um Kaza) und Tud (Region Losar).

Klimatisch gesehen ist die Region eine Hochwüste. Nur auf den, von den Talbewohneren, bewässerten Feldern ist der Anbau von Erbsen und Getreide möglich.

1960 wurde die Region mit dem Bau der Leh - Manali Road und der Strasse über den Rothang Pass und durch das Chandra Tal, für Fahrzeuge erschlossen. Wegen der Grenze zu Tibet/China, erlaubte die Indische Regierung Ausländern erst ab 1991 das Spiti Tal zu besuchen.

In den letzten 10 Jahren hat sich das Tal zu einem beliebten Alternativ- und Trekking-Tourismus Ziel entwickelt, was, wie an vielen Orten, nicht nur positive Auswirkungen für die lokale Bevölkerung hat.

Frauenklöster

Klöster im Spiti

Ursprünglich lebten die Nonnen in einer ausgebauten Höhle oberhalb des Dorfes Pangmo. Platzmangel und Skorpione veranlassten sie jedoch, den Ort zu wechseln. Das neue Kloster wurde unterhalb der Höhle gebaut. Nur mit der Hilfe einiger Bewohner des Dorfs errichteten die Nonnen Wohnräume, Klassenzimmer und Lehrerunterkünfte mit ihren eigenen Händen. 

Ungefähr 6 Kilometer von Pangmo entfernt, in Morang, wurde 1995 ein weiteres Kloster für Frauen, Sherab Chöling, gegründet. H.H. der 14. Dalai Lama besuchte im Sommer 1996 persönlich die beiden Klosterschulen und segnete sie.

Diese Schulen sind einzigartig, indem sie die Spiritualität und das alltägliche Leben der Frauen verbinden. Dies hilft den Nonnen, ökonomisch selbstständig zu werden. Programme für die Ausbildung in buddhistischer Kultur, Philosophie, Sprachen, Handwerk und Gesundheitswesen sollen das Beste aus traditionellem und modernem Wissen kombinieren. Mit Fleiß und Hingabe bemühen sich diese Frauen, ihre Nachteile in der Ausbildung und im ökonomischen Status zu überwinden. Mit steigendem Training und Selbstbewusstsein erwerben sie soziale und geistige Autorität innerhalb der Gemeinschaft und leisten so einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Kultur, für das Gesundheitswesen und die Weiterentwicklung des Gemeinwesens.

Geschichte des Nonnentums

Die Rolle der Frau im Buddhismus ist zwangsläufig eine untergeordnete, da es heißt, im Körper einer Frau könne man keine Erleuchtung erlangen. Man kann sich durch spirituelle Praxis darauf vorbereiten, in der oder den nächsten Geburten einen männlichen Körper zu erlangen, mit dem man dann die Möglichkeit bekommt, den Kreis der Wiedergeburten zu durchbrechen, um in das Nirwana einzugehen.

So wie heute war zur Zeit Buddhas die indische Gesellschaft stark patriarchisch geprägt. Buddha wollte keine Frauen in das Sangha, die Gemeinde, aufnehmen, aus Sorge, es könnte dadurch zu Uneinigkeiten kommen. Buddhas Tante und Stiefmutter, Pajapati, bat ihn dennoch auch Nonnen zu ordinieren. Buddha schüttelte drei mal den Kopf. Darauf hin tat Pajapati etwas sehr radikales. Sie und mehrere andere Frauen rasierten sich die Köpfe, zogen Roben an und folgten Buddha und dem Sangha. Nur nach der Fürsprache von Ananda, Buddhas Vertrautem, wurden die Frauen ins Sangha aufgenommen. Dies geschah aber nicht ohne den Frauen strenge Gelübde aufzuerlegen. Eines dieser Gelübde besagte, dass sie immer ihren männlichen Kollegen, auch wenn diese viel jünger und unerfahrener sind als sie, unterstellt sind.

Da es zur vollen Ordination eines Mönches/ Nonne (Bhikkhu/Bhikkuni) 11 schon voll ordinierte Mönche bzw. Nonnen benötigt, konnte sich die Linie der Bhikkunis im tibetischen Buddhismus nie etablieren. Demnach gibt es offiziell keine voll ordinierten Nonnen in der tibetisch-buddhistischen Tradition. Somit kann eine Frau, sollte sie dem Sangha beitreten wollen, nur die untergeordnete Position einer Sramanerika, Novizin, einnehmen. Dies bedeutet jedoch, dass ihnen dadurch viele Türen, die den Mönchen offen stehen, verschlossen bleiben.

Anfang der 80er Jahre fand sich eine Gruppe von Nonnen, die in der tibetischen Tradition ordiniert waren, um die volle Ordination zu bekommen. Darunter auch die, in Hawaii geborene, Amerikanerin Karma Lekshe Tsomo. Sie wurde in Korea, zusammen mit vielen anderen Frauen voll ordiniert. Seit dem spielt sie eine wichtige Rolle im Kampf um die Gleichberechtigung der tibetischen Nonnen und der buddhistischen Frauen. 1987 gründete Karma Lekshe Tsomo "Shakyadhita", The International Association of Buddhist Women, www.sakyadhita.org und unterstützt seitdem viele Nonnenklöster in den Himalayregionen von Lahaul/Spiti, Ladakh, Zanskar und Kinnour. Diese Klöster sind meist die einzige Möglichkeit für Frauen, eine Ausbildung zu erhalten und ein spirituelles Leben zu führen.

Kultur & Bildung

Kultur

Der Buddhismus war ursprünglich in ganz Indien verbreitet, verschwand aber im Lauf der Jahrhunderte in vielen Teilen des Kontinents. Nur in einigen, zumeist abgelegenen und schwer erreichbaren Regionen des Himalaya, wie Assam, Zanskar, Ladakh und Spiti, blieb er erhalten. Das Spiti Tal ist ein karges Land, umgeben von den hohen Gipfeln des Himalaya, in dessen Abgeschiedenheit die Bewohner über Generationen ihr einzigartiges kulturelles Erbe bewahrten.

Ökonomische Probleme, hauptsächlich hervorgerufen durch die Unterbrechung des traditionellen Wollhandels mit dem jetzt chinesischen Tibet, haben dazu geführt, dass die Männer Spitis auf der Suche nach Arbeit in die Großstädte Indiens gezogen sind. Die im Tal zurückgebliebenen Frauen tragen die alleinige Verantwortung für den Lebensunterhalt und die Familie. Traditionelle Werte aus der buddhistischen Kultur, die seit mehr als tausend Jahren im Spiti gelebt wird, sind immer noch die Basis des Zusammenlebens. "Metta", Liebe und Güte, sowie Fürsorge für Kinder, Alte, Schwache und Behinderte, ist seit Jahrhunderten der Kern spiritueller Übungen der Frauen. Im Winter, in den langen Monaten der Abgeschiedenheit, sind Handwerk und religiöse Meditation, Lehre und Gebet eine willkommene Abwechslung zur eisigen Kälte außerhalb der eigenen vier Wände.

Bildung

Traditionell zentriert sich die Arbeit der Frauen um das Haus. Wolle spinnen, stricken von Kleidung, Pflege von Familienmitgliedern und die Versorgung von Vieh und Feldern. Die Spiritualität und die Ausbildung der Frau konzentriert sich somit vornehmlich auf Haus und Herd. Selten ist es Frauen gelungen sich als geistige Führerinnen hervorzutun, vor allem aufgrund nicht vorhandener Ausbildungsmöglichkeiten. Obwohl der Buddhismus hier seit dem 8. Jahrhundert blüht, hat es niemals ein traditionelles Studienzentrum für Frauen gegeben. 

Die Frauen in den Klöstern des Himalaya arbeiten hart um ökonomisch selbständig zu werden und in der Erhaltung und Übermittlung ihrer Kultur eine wichtige Rolle zu spielen. Viele junge Frauen sind bereit für die Aufnahmen in eines der Klöster, müssen jedoch warten, bis mehr Ausbildungsplätze gebaut werden können. Yangchen Chöling war 1985 das erste Kloster in der Region, das es den Madchen und Frauen ermöglichte diesen Weg zu gehen.

Tibetische Medizin

Prinzipien der Tibetischen Medizin

Die Tibetische Medizin beruht auf einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Sie strebt das innere Gleichgewicht der Kräfte im Körper an. Den Ursachen von Krankheiten liegen nach tibetischer Medizinlehre die drei Geistesgifte Hass, Ignoranz und Gier zugrunde. Sie hängen unmittelbar mit den drei zentralen Körperenergien oder Körperprinzipien Galle (tibetisch: rLung), Schleim (tripa) und Wind (bekän) zusammen. Diese sind nicht mit unseren gleich lautenden Begriffen vergleichbar, sondern stehen für bestimmte energetische Zustände und Formen.

Galle zeigt sich in der Form von Körperwärme, Schleim in der Form von Flüssigkeit und Wind als Bewegung. In einem gesunden Körper sind die Körperprinzipien im Gleichgewicht. Die drei Körperprinzipien manifestieren sich über die fünf Elemente Erde, Wasser, Luft, Feuer und Raum. Die tibetischen Arzneien wirken im Körper vornehmlich über die Geschmacksempfindung; der Geschmack ist Teil der Heilwirkung. Unterschieden werden sechs Geschmacksrichtungen (süss, sauer, salzig, bitter, scharf, herb). Deshalb haben beispielsweise auch die in Europa erhältlichen tibetischen Teemischungen einen ausgeprägten Geschmack.

Das System der traditionellen Tibetischen Medizin umfasst im wesentlichen ca. 700 Rezepturen, die meist aus einer Vielzahl (bis zu 100) vorwiegend pflanzlichen Inhaltsstoffen zusammengesetzt sind. Dazu gehört auch ein hoch entwickeltes System der Pulsdiagnose. Für die Therapie spielen neben Arzneien auch Verhaltens- und Diätanweisungen eine wichtige Rolle. Ausserdem Therapien wie, Massage, Akupunktur, Akupressur und Schröpfen.

Geschichte

Die Tibetische Medizin (tib: gso-parig-pa, "das Wissen vom Heilen") gehört zu den ältesten Medizinsystemen der Welt und ist eine Art traditionelle "Schulmedizin". Sie wurde im 8.Jahrhundert aus den Medizintraditionen Asiens und nach den Lehren Buddhas erschaffen und schriftlich festgehalten. Integriert wurden dabei die Medizintraditionen der Indischen Medizin (Ayurveda), der Chinesischen Medizin (TCM), der Persischen Medizin (Unani, als Erbin der altgriechischen Medizintradition) und der Schamanischen Medizin der Himalajaregion. In ihrer heutigen Form beruht die Tibetische Medizin auf dem im 12. Jahrhundert verfassten Grundlagenwerk Gyüshi (oder Vier Tantras der Medizin). Darin werden rund 1600 Krankheiten und tausende von Heilmitteln beschrieben.

Lachen & Beten

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Buchpublikation

Gemeinsam mit den Nonnen und der Autorin Christl Finkenstedt produzierten wir 2007 das Buch "Lachen und Beten. Nonnen im Himalaya“. Es ist ein sehr persönlicher Blick in das Leben der Nonnen, ihren Alltag im Kloster und ihre Position in der Talgemeinschaft.

Derzeit ist das Buch als e-book mit zahlreichen Bildern, Interviews und Videosequenzen im Books Store von Apple erhältlich. Eine e-pub und eine "Print on demand“ Fassung ist in Arbeit. Die Einnahmen aus dem Verkauf gehen zur Gänze an das Kloster.

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